Wäre man so, wie man wär,
könnte man sein, wie man sein will
oder auch so,
wie man eigentlich nur dann ist,
wie man ist, wenn man so ist
oder auch nur einfach so
sein könnte,
oder will,
oder auch einfach nur wirklich so ist.

Sensationelle Neuigkeiten,
Bombenanschläge, Attentäter auf der Flucht.
Nachrichten aus Ost und West.
Vulkanausbrüche, tausend Obdachlose, Kinder verhungern.

Menschen sterben in jedem Moment.
Ohne Emotionen wird auf den neuen Tatort umgeschaltet.

Man hat ja schließlich Feierabend…

Im Wald umherirren,
versuchen zu denken.
Antworten suchen, sie finden,
dann wieder vergessen, liegen lassen.
Gefühle pflücken, wie Blumen in eine große Vase stellen,
bis sie vertrocknen. Einsamkeit erzwingen.
Ertrinken in Wut und Verzweiflung.
Schubladen aufmachen,
vollpacken mit Selbstmitleid
und angestautem Hass,
dann wieder zumachen
um sie wieder zu öffnen.
Gefühle die einen zum Wahnsinn treiben,
die einen lehren,
sich selbst zu zerstören.
Ein Leben mit mir
und meinen verlorenen Träumen,
das Leben lernen müssen.

Vertrauen ist wie ein Geschenk.
Schön eingepackt, mit einer Schleife.

Man sollte es vorsichtig öffnen,
ansehen, berühren, benutzen und dann wieder verpacken.

Vertrauen bekommt man nicht überall.
Es ist sehr zerbrechlich, oft durchsichtig, wie Glas.

Gib es zurück,
behalte es nicht nur für dich,
verschwende es nicht,
verstecke es vor eifersüchtigen Neidern.

Vertrauen ist wie ein Geschenk.
Mach es nicht einfach so kaputt,
trage es vorsichtig durchs Leben.

Eben noch warst du jung und voller Glück.
Hast gelacht, getanzt, geliebt und gelebt.

Eben noch hast du Zeit gehabt,
Ziele und haufenweise Möglichkeiten.

Eben noch hattest du eine Zukunft, ein Leben.
Hast gesungen, das Leben geliebt.

Eben noch hattest du Freunde, Menschen um dich herum.
Du wusstest was Liebe bedeutet.

Eben noch warst du intelligent,
hast viele Dinge sofort verstanden.

Was gibst du alles auf ?

Du musst wissen,
die Dinge ändern sich.

Neulich war ich beim Arzt und habe auch mal alle Vorsorgeuntersuchungen über mich ergehen lassen.Was es da nicht alles so gibt! 
Lungenfunktionstest ,für einen Raucher eine super Sache…Großes Blutbild,mir persönlich hätte das kleine auch gereicht, EKG und noch einige andere Sachen ,an denen der Arzt so richtig gut verdient.
Aber das Beste von allem kam dann zum Schluss. Die Darmspiegelung!
Naja, hab ich so gedacht, wenn sogar Prominente ihre Freundin als Date Ersatz dazu einladen, dann kann das ja nicht so schlimm sein. Hat überings mein Hausarzt auch gesagt, gar nicht schlimm, alles ganz easy.
Also hin zum Termin um 11 Uhr am frühen Vormittag.
Gefühlte zwei Stunden sitze ich im Wartezimmer, bis mein Name aufgerufen wird. Zuerst gibt mir eine seltsam aussehende Sprechstundenhilfe, einen Becher mit einer dicken weißen Flüssigkeit.
Mit einer angsteinflößenden tiefen Stimme befiehlt sie: Austrinken!
Ohne mir was dabei zu denken, trinke ich das Zeug und schon fünf Minuten später gleitet mein Blick durch den Raum. Mein einzigster Gedanke ist jetzt, wo ist das verdammte Klo?
Schnell haste ich an der Frau im weißen Kittel vorbei und stehe vor einer verschlossenen Toilettentür. Nach einem kurzem Klopfen dröhnt mir ein „Gleich!!!“, entgegen und ich versuche ganz locker auszusehen.

Nach ca. zehn Minuten frage ich nach einer anderen Toilette und die Sprechstundenhilfe sieht mich gennervt an und sagt nur, zwei Stock höher. Unfähig mich noch einen Schritt zu bewegen, stehe ich da und glotze sie an. „Sonst noch was?“, fragt sie. Mir fällt echt nichts mehr ein, und ich schleiche, stocksteif, auf mein Innerstes konzentriert, wieder zu der verschlossenen Klotür.

Irgendwann, so eine gefühlte Stunde später, geht die Tür auf und ein kreidebleicher Mann steht vor mir und sieht mich mitfühlend an. Ich reiße ihm die Türklinke aus der Hand und schon sitze ich mit einem lautem Knall auf der Kloschüssel. Noch nie im Leben hatte ich so ein Glücksgefühl. Eine Zeit lang sitze ich so auf dem Klo, da höre ich eine Lautsprecherstimme meinen Namen aufrufen.
Ach ja, ich habe ja einen Termin, fällt mir gerade noch ein und hastig suche ich nach dem Klopapier. Nichts, Nadda, Nothing, alles weg.
Langsam werde ich panisch und suche in meinen Hosentaschen nach einem Taschentuch. Nichts, immer habe ich welche in der Hosentasche, die dann die Waschmaschine vollfusseln, nur heute nicht. Wieder höre ich meinen Namen und ich überlege hektisch was ich tun soll. Meine Socken, ja, das könnte gehen. Die brauche ich ja jetzt eh nicht, ist ja nicht kalt.Gesagt, oder besser gedacht, getan.

Ich stürze aus der Klotür in das Wartezimmer und die Frau im weißem Kittel sagt: wir haben gerade jemanden vorgezogen, weil wir dachten, sie wären schon gegangen. Aber sie kommen dann als nächster dran. Okay,sage ich und gehe zurück auf meinen Stuhl. Neben mir steht eine Pumpkanne Kaffee und ein Teller mit  Keksen.
Ohne mir etwas dabei zu denken ,esse ich einen Keks nach dem anderen, ich habe ja heute noch nichts essen dürfen. Gerade, als ich den letzten Keks zum Mund führe, stürzt die Frau im weißem Kittel auf mich zu und fragt mit angsteinflößender Stimme: sie haben doch nicht etwa die Kekse gegessen und Kaffee getrunken? „Doch?“, sage ich verunsichert und schon rennt sie los, um kurz darauf mit einem Plastikbecher wieder zu erscheinen.
Zum zweiten mal befiehlt sie: Austrinken!!
Alles fängt wieder von vorne an und Socken hab‘ ich auch nicht mehr.
So unauffällig wie möglich schaue ich mir die anderen Leute an und überlege, ob mir wohl jemand ein paar Socken ausleiht.
Vorsorgeuntersuchungen sind nicht schlimm, nur das was davor passiert, kann manchmal zum Alptraum werden. Aber nur wenn man nicht auf alles vorbereitet ist.

Laß die Sonne los
und geh einfach über die Milchstrasse,
entlang der Venus,
streife den Mars,
verdräng den grossen Pluto,
und
fahre mit dem kleinen Wagen
einfach zum Mond
um ihn um Rat zu fragen
bis er nur noch mit einem Auge lacht.
Doch die Erde dreht sich weiter im Kreis
und du stehst da,
immernoch zögernd
mit der Sonne im Arm,
fest umschlossen,
die Sterne blinzeln dir zu.

Ich hör dich schreien in der Nacht,
du hast wie alle Anderen über ihn gelacht
nicht weiter nachgedacht.
Die Dunkelheit in dir,
wie ein Stück zerrissenes Papier,
nie verstummendes Stimmengewirr

Ich hör dich schreien in der Nacht,
hast Stunden in der Dunkelheit deiner Seele zugebracht
die Angst in dir, sagt niemals “ Wir“

Ich hör dich schrein in der Nacht,
bin aufgewacht, hab an dich gedacht,
und so wie früher, über deine Ängste ,nur gelacht.
Die sieben Sünden nagen weiter an dir,
ich weiß, das ich dich bald für immer verlier

Ich hör dich schreien in der Nacht,
hab geweint und gelacht,
hab niemals über deine Ängste nachgedacht
und nie gefragt, wer über unsere Träume wacht.

Ich hör dich schreien in der Nacht
ich weiß, auch dieser Schrei ist irgendwann vorbei.

Dieser Eintrag ist Teil 10 von 10 der Serie Schwarz-Weiß

Manchmal weiß ich nicht mehr, wer ich überhaupt bin. Was macht mich aus? Dass ich gestört bin? Meine Diagnosen? Mich überkommt das Gefühl, dass ich mit Johannes reden sollte. Aber ich will nicht. Ich will nicht auf die Erwachsenenstation. Ich will nicht in die geschlossene Anstalt. Langsam spüre ich, wie mich ein tiefer Hass überkommt. Hass auf mich selbst. Hass auf alle, die mich für gestört halten. Hass auf meine Mutter, dafür, dass sie mich in die Klapse gesteckt hat. Hass auf meinen Vater, weil er mich allein gelassen hat.Im Spiegel sehe ich dieses Mädchen. Das bin ich. Meine Augen rot und leicht geschwollen vom Weinen. Ich balle meine Faust. Ich bin nicht gestört! Ihr anderen seid alle gestört!

„SCHEIßVEREIN!“ brülle ich so laut wie ich kann und schlage gegen die Wand. Zuerst überkommt mich ein stechender Schmerz in der Hand, der langsam in einen dumpfen Schmerz übergeht. Dumpf. Warum ist alles so dumpf? Alles erscheint so fern. Meine Gedanken, meine Gefühle, mein Ich. Als hätten fremde Kräfte die Oberhand über meinen Kopf und meinen Körper erlangt. Als sei mein wahres Ich irgendwo ganz tief in mir drin eingesperrt. Mein Blick wandert zu meiner noch immer geballten Faust. Ein paar einsame Tropfen Blut fallen zu Boden. Ich gehe vom Bad wieder ins Zimmer und laufe auf und ab. Dann erinnere ich mich an das, was mir in der Therapie beigebracht wurde. Tief atme ich durch. Ich versuche, all meinen Stress und meine Wut einfach herauszuatmen. Ich schließe die Augen und versuche mich zu konzentrieren. Ich lege all meine negativen Gefühle in meine Lunge und atme sie einfach aus… Frische Luft und positive Energie ein. Verbrauchte Luft und negative Energie aus. Ein… und aus.

„WARUM FUNKTIONIERT DIE SCHEIßE NICHT?!“ Ich nehme den Stuhl und werfe ihn mit aller Gewalt so fest wie ich kann gegen die Wand. Holzstücke fliegen durch das ganze Zimmer. Ich nehme ein abgebrochenes Stuhlbein und schlage immer weiter auf die Sitzfläche ein, an der nur noch ein abgebrochenes Stuhlbein und die halbe Lehne hängt.
Nach kurzer Zeit sacke ich erschöpft auf den Boden. Heiß und brennend laufen Tränen über mein Gesicht. Plötzlich werde ich auf die Beine gehoben und umarmt. Es ist Kai. Kai… er hat mich noch immer nicht aufgegeben. Sicher denkt er jetzt, ich sei komplett gestört. Ich presse ihn fest an mich und schluchze. Fest kralle ich mich in sein Shirt und versuche mein Gesicht in seinem Hals und seiner Schulter zu vergraben. Noch nie konnte ich mich so wenig beherrschen, zu weinen.

Er sagt nichts. Er umarmt mich einfach nur und streichelt meinen Rücken. Selten habe ich ein so schönes Gefühl gehabt. Als sei ich in einer anderen Welt. In einer Welt, in der alles gut ist. Eine Welt, in der Kai mein Freund ist. Nicht nur ein Bekannter aus der Klapse, sondern mein fester Freund. Eine Welt, in der ich in der Schule klarkomme, mein Vater und meine Mutter glücklich zusammenleben. In der ich mich mit meinem Bruder und dem Rest meiner Familie verstehe. Ich will nicht mehr so sein… Aber wie bin ich denn überhaupt?

Ich frage mich, was früher meine Träume waren. Früher in meinem anderem Leben. Als ich noch ein kleines Kind war, zehn oder noch jünger. Da muss ich doch Träume gehabt haben, so wie jedes Kind. Ich versuche mich zu erinnern und irgendwie fühle ich mich plötzlich wieder so klein. An der Hand meines Vater durch den Wald laufen. Ein Eis essen, all die schönen Dinge, die man in Erinnerung behält, wenn man erwachsen wird. Leider bin ich noch nicht wirklich erwachsen, obwohl ich es oft glaube. Mein Alter war für mich noch nie wichtig. Nie habe ich mich über meinen Geburtstag gefreut. Ich wollte nie einen Geburtstagskuchen oder eine Party. Keine Geschenke, oder einem Clown.
Ich hasse Clowns.

Dieser große, rot geschminkte Mund, diese blöde rote Perücke, ich hasse Sie. Eigentlich will ich mich doch nicht an meine Kindheit erinnern, richtig schön war es nie. Und das, was ich noch genau weiß, macht mir nur Angst. Über mein Alter nach zu denken macht mir noch mehr Angst, denn so oft verschiebt sich die Realität. Meine eigene Realität. Oder ist es vielleicht die reale Realität? Sollte ich nicht in die Erwachsenen Abteilung? Nur ein paar Meter weiter?
Oder bin ich doch noch zu jung dafür? Ob ich Johannes wohl fragen kann, wie alt ich in seiner Realität bin? So eine Scheiße, ich denke schon wie eine Irre… Meine Ängste machen mir schwer zu schaffen und ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll.

Vielleicht kann Kai mir helfen mich wieder zurecht zu finden. Wieder mein Leben zu finden. Ein Leben ohne Tabletten, ein Leben was mir gehört, was ich verstehe. Und wo ich Ich sein darf. Ganz ohne Angst, ohne Blut und ohne Tränen. Oft denke ich nur an Kai. Ein schönes Gefühl und ich glaube mit ihm kann ich alles schaffen. Ein lautes Hämmern an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Ich reagiere nicht und klammere mich noch immer an Kai. Er lässt von mir ab und entfernt sich ein paar Schritte von mir. „Bleib bei mir!“, will ich am liebsten rufen, aber in dem Moment wird die Tür aufgerissen. Die Angst ist eben wieder hereinspaziert. Durch meine Tür, in mein Leben, in meine eigene Realität.

Wieder diese hässliche Fresse von dieser blöden Kuh. Sie schaut ernst drein und zieht eine Augenbraue hoch. „Was ist denn hier los?“ „Äh… nichts“, stammele ich. „Kai, geh bitte. Ich möchte mit Lilly allein reden.“ Kai sieht kurz zu mir rüber.
Ich schaue ihn traurig an. Er erwidert kurz den Blick, legt für einen kleinen Augenblick leicht den Kopf schief, setzt dann eine ernste Miene und geht mit leicht gesenktem Blick. Mechthild folgt ihm mit ihrem Blick. Als sich die Tür schließt, wendet sie sich mir ruckartig zu. „Lilly, ich möchte, dass du mir auf der Stelle erklärst, was hier los ist.“ Diese Frau… ich frage mich, wie sie die täglichen Mordanschläge überlebt, die ihre Mitmenschen wahrscheinlich auf sie verüben, wenn sie bei denen auch nur ansatzweise so ist wie bei mir.

„Ich äh… Ich kann nicht schlafen.“ „Und was hat das Chaos hier zu bedeuten? Es ist Nachtruhe. Andere schlafen schon.“ Man hört einen aggressiven Unterton in ihrer Stimme, den sie versucht zu unterdrücken. „Weiß nicht“, ich spüre, wie sich alles in mir sträubt, diese Unterhaltung fortzusetzen. Warum kann sie nicht einfach weggehen? „Es wäre besser für dich, wenn du jetzt schlafen gehst. Ich werde Johannes von diesem Vorfall berichten. Natürlich auch davon, dass Kai hier war, obwohl er hier drin nichts zu suchen hatte. Für ihn wird das entsprechend auch Folgen haben.“ „Aber…“
„Kein Aber. Gute Nacht, Lilly.“ Sie geht. Einfach so. Endlich wieder allein. In den ganzen Trümmern. Wieso ist so eine Frau meine Bezugsperson? Ich will nicht, dass das Folgen für Kai hat. Dann will er bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich verkrieche mich unter die Bettdecke und mir steigen wieder Tränen in die Augen.

Plötzlich werde ich aus dem Schlaf gerissen. Die Tür geht auf, kracht gegen die Wand und hinterlässt eine deutlich sichtbare Spur. Der elfenbeinweiße Putz bröckelt ein wenig ab. Das letzte Mal, als zwei Dinge so heftig kollidierten, hat dies wahrscheinlich für das Aussterben der Dinosaurier gesorgt. Sofort bekomme ich stechende Kopfschmerzen. „Hey Bitch, hast du vielleicht ’ne Kippe für mich?“, sagt eine mir unbekannte, weibliche Stimme. Ich drehe mich zur Wand. „Verpiss dich.“ Die Tür schließt sich. Ich merke, wie sich jemand neben mir aufs Bett setzt. „Bitte… nur eine.“ Sie klingt traurig. Bettelnd. Ich drehe mich leicht und schaue sie an. Sie ist klein. Geschätzt einen Kopf kleiner als ich und ich bin ja schon nicht die größte. Glatte, dunkelbraune, schulterlange Haare, blaue Augen. Schelmisch grinst sie mich an. „Wer bist du überhaupt?“ „Ich sag’s dir, wenn du mir eine Kippe gibst.“ „Geh mir nicht auf den Sack. Verpiss dich einfach.“ „Komm schon, Kleines. Sei kein Frosch.“ Die Tür öffnet sich erneut. Ute kommt rein.

Als ich sie sehe, werde ich augenblicklich richtig sauer. „WAS WOLLT IHR ALLE VON MIR?! LASST MICH DOCH MAL IN RUHE!“ Ute läuft augenblicklich rot an und verlässt wieder das Zimmer. Es fängt direkt an, mir leid zu tun, sie angebrüllt zu haben. Sie war immer nett zu mir. Bestraft werde ich direkt mit einem pochenden Schmerz in meinem Kopf. Die Kopfschmerzen werden schlimmer… Das Mädchen neben mir lächelt mich an. „Der hast du es aber gezeigt. Die nervt mich auch schon. Ich heiße Samantha. Sag einfach Sam zu mir.“ „Aha.“, sage ich trocken. „Du bist Lilly, oder?“ Erschrocken sehe ich sie an. „Woher weißt du das?!“ Sie lacht. „Die Leute reden.“ Innerlich setze ich wieder meine Maske auf. Meine das-juckt-mich-alles-nicht-Maske. Ich sehe ihr in die Augen. Sie starrt mich mit ihrem musternden Blick regelrecht an. Als könnte sie direkt in meine Seele schauen. „Also? Hast du jetzt ’ne Kippe für mich?“

Ich wende den Blick ab und emotionslos antworte ich: „Ich rauche nicht.“ „Jammerschade. Trinkst du wenigstens? Alkohol meine ich natürlich.“ „Ja… manchmal.“ „Cool. Lass uns heute Abend was zusammen machen. Bisschen labern oder so. Du hast doch Ausgang, oder? Draußen ist es chilliger.“ Ich werde ein wenig skeptisch und schaue sie wieder an. Sie grinst wieder. Ich schaue sie nur ernst an. Und langsam vergeht ihr das Grinsen. „Hallo? Samantha an Erde. Ich habe eine Frage gestellt. Over.“ „Ja klar, können wir machen.“ Eigentlich habe ich das nur gesagt, um sie los zu werden, aber sofort weiß ich, dass ich es bereuen werde, das gesagt zu haben.

„Cool. Wir sehen uns gleich beim Frühstück. Wir gehen zusammen in diese komische Klapsenschule hier oder?“ „Ja, da muss ich auch hin… Bis gleich.“ Sie streichelt mir sanft durch die Bettdecke über die Seite und steht dann auf.
Als sie durch die Tür verschwunden ist und die Tür schon fast zu ist, öffnet sie sich noch mal einen kleinen Spalt uns Samantha steckt ihren Kopf hindurch. „Wehe du vergisst unser Date heut‘ Abend!“ „Date?“, frage ich, aber sie ist schon weg. Aus dem Treffen komme ich sicher nicht mehr raus. Hoffentlich nervt die mich nicht total. Ich versuche mich seelisch vorzubereiten. Na gut… Nun muss ich aufstehen, meine Pflicht erfüllen, damit ich keine „Artigkeits“-Punkte abgezogen bekomme – sonst wird mir der Ausgang sicher wirklich entzogen, was ich nach meiner Aktion letzte Nacht sowieso schon befürchte – und dann Frühstücken gehen. Ich sollte mich bei Ute entschuldigen. Ich reibe mir die Augen und schlage dann langsam die Bettdecke zurück.