Bist du anders als Andere?
Ist dein Verhalten auffällig?
Hast du nicht immer Lust aufs Leben?
Ist deine Traurigkeit nicht nachvollziehbar?
Magst du die Einsamkeit?
Stören dich laute Geräusche?
Nerven dich die Selbstbewussten, die Ellbogenmenschen?
Siehst du dein Spiegelbild verzerrt oder wie durch einen Nebelschleier?
Denkst du oft Dinge, die Niemand versteht?
Flüchtest du oft in deine eigene Realität?
Macht dir das Leben Angst?
Spürst du dich oft selbst nicht mehr?
Verbrennen dir deine Tränen das Gesicht?

Keine Angst, du bist normaler als die Normalen.

Wichtiger Hinweis: der folgende Text ist reine Fiktion und beruht nicht auf der Realität

Und trotz dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er das Gefühl, er könne direkt in sein Herz sehen. Er spürte den Schmerz so präsent wie nie zuvor. Nicht nur seinen eigenen Schmerz, sondern den Schmerz aller. Als ein dunkler Schleier sich um ihn legte, fühlte er etwas wie Verständnis. Und etwas, was sich anfühlte wie Geborgenheit. Zumindest glaubte er, dass sich Verständnis und Geborgenheit so anfühlen, denn wie sich so etwas anfühlt, hatte er längst vergessen. Und während diese warmen Hände der Geborgenheit und der Zustimmung auf seinen Schultern ruhte und der düstere Schleier sich um ihn legte, begann er etwas zu schreiben, von dem er glaubte, dies schon viel eher getan haben zu müssen: 

„Herzliche Grüße an alle meine Mitmenschen,
ganz besonders an die Person, die diesen Brief irgendwann findet.
Es kommt einmal der Tag, an dem man erkennt, dass die Welt sich auch ohne einen dreht.
Der Tag, an dem man schmerzhaft daran erinnert wird, dass Herzschmerz sich auch als physisches Phänomen der gleichen Ursache ausdrücken kann.
Es gibt Wunden, die nicht geheilt und nicht vergessen werden können.
Wir sind, wer wir sind – bis zu dem Tag, an dem wir sterben – oder bis zu jenem, an dem uns die Kraft fehlt, weiter zu machen.
All diese Gefühle und Gedanken lassen mich nicht los, solange noch Luft diese Lunge füllt.
Mein Tag ist gekommen. Doch trauert nicht um mich, denn euer Tag liegt noch in der Zukunft. Was wird sich ohne mich schon verändern? Vermutlich nur wenig.
Ich spiele keine besondere Rolle in der Geschichte der Menschheit, nicht der Gesellschaft. Ich gehörte nie dazu und das wollte ich auch gar nicht. Ich wollte etwas verändern, weil ich im tiefen Inneren spüre, dass so vieles falsch läuft ist.
Ich befürchte, dass ich damit lange gegen den Strom geschwommen bin und ich weigere mich wehement einzusehen, dass meine Ansicht vielleicht falsch sein könnte.
Ich bin verbittert, ja. Und ich habe sehr, sehr lange versucht, den Frieden mit mir und dieser Welt zu finden. Aber es gibt keinen Frieden auf dieser Welt. Ungerechtigkeit und Chaos herrschen hier. Ich habe lange genug versucht, meinen Missmut zu äußern und andere Menschen zu bewegen.
Ohne Erfolg, wie es mir scheint. An all diesen Umständen, die für meine innere Unruhe und Unzufriedenheit sorgen, vermag ich nichts zu ändern, aber ich kann auch nicht mehr damit leben. Daher sehe ich keinen anderen Weg.
Ich entschuldige mich hierfür. Nicht, weil es mir leid tut, sondern weil es meine Höflichkeit so verlangt und ich denen Schmerzen bereite, denen ich etwas bedeutet habe.
Lasst mich bitte gehen. Meinetwillen.
Diese Welt dreht sich weiter. Ab heute ohne mich.“

Oh, Seelenschmerz, du bittersüsse Sinfonie
im düsterem Nichts, im gestern und im Jetzt
vertrieben, nein vertrieben
wurdest du nie.
Du solltest ehren deine Mutter,
deinen Vater auch,
so wär es richtig,
so wär es Brauch.

Oh, Seelenschmerz konnt dich nie fassen
ein Schnitt, ein Riss, ein Rinnsal Blut
ich wollt dich hassen,
nur das tat gut.

Nun fließen schwarze Tränen
aus hohlen Augen immerfort
muss mich des Denkens schämen
wünsch mich für immer
an einen toten Ort.

Gedanken haben viel Zeit
Zeit zu wachsen und einen zu überwältigen
Gefühle haben viel Macht
Macht über unser Handeln, über unser Leben
Ängste haben einen langen Atem
Nur ein kleiner Hauch schmeißt uns um
Trauer hüllt uns in schwarzes Nichts
Ein Nichts ohne Rückkehr
Dunkelheit lullt uns ein
weich und Watte-warm
Der Schmerz ist wohlig
wie eine Decke
Gedanken sind wie Worte
Worte die zu einer Geschichte werden
aber nur wenn man zuvor Sätze gelebt hat.

Man sagt, es sei eine Störung.
Eine Störung, die zerstört.
Eine Persönlichkeitsstörung.

Bin ich gestört?
Ich will zerstören,
will Pullis mit langen Ärmeln tragen,
eigentlich kann ich kein Blut sehen.

Aber mein Blut ist klar und dünn,
irgendwie schön,
mein Schmerz ist wie eine Melodie.
Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Schade, das sie sonst niemand hört.

Man sagt, es sei eine Störung.

Störe ich euch?

Dieser Eintrag ist Teil 10 von 13 der Serie Gedankensystem

Als erstes die Frage: Wie entstehen Depressionen?
Dafür muss man aber überhaupt erst einmal begriffen haben, was Depressionen sind:
(Wikipedia) „Depressiv […] bezeichnet umgangssprachlich einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit.“
Man ist depressiv, wenn man sich niedergeschlagen fühlt, keine Kraft hat, sich leer fühlt, keine Lust mehr hat auf alles.
Wenn man nichts mehr sehen will, wenn man sich einfach die Decke über den Kopf ziehen will und nie wieder herauskommen möchte.
Wenn man dieses unendliche Gefühl der Leere empfindet.
Man ist ständig müde und fühlt sich zu Nichts im Stande.
Körperlich sind starke Gewichtsänderungen bzw. Gewichtsschwankungen, Schlaflosigkeit, Schmerzen und Appetitlosigkeit keine Seltenheit.

Um nun zu verstehen, wie es zu Depressionen kommt, müssen wir den menschlichen Körper verstehen.
Im Idealfall hat man zwei ausgeglichene Phasen: die Sympathikotonie (die aktive Phase) und die Vagotonie (die Erholungsphase).
In der Regel hält der Körper sich selbst im Gleichgewicht, dadurch entstehen die normalen Bedürfnisse nach Nahrung, Schlaf, usw.
Angenommen, ein normales, junges Mädchen vielleicht 16 Jahre alt, hat Probleme in der Schule.
Sie war krank und hat wichtigen Unterrichtsstoff verpasst. Ebenfalls hat sie es nicht geschafft, den Stoff nachzuarbeiten. (Meistens liegt das daran, dass man einfach keine Lust dazu hat, weil man die Wichtigkeit nicht sieht)
Sie schreibt schlechtere Noten, woraufhin alle auf sie einreden, wie wichtig die Schule und die Noten für ihr Leben und ihre Zukunft ist.
In dem Moment gerät der menschliche Körper in eine Art „Notzustand“.
Man fühlt sich in seiner Existenz bedroht, da man auf biologischer Ebene Furcht davor hat, keine überlebenswichtigen Substanzen zu sich nehmen zu können, kein zu Hause zu haben.
Umgehend wird die sympathikotone Phase aktiviert, denn das Problem muss so schnell wie möglich gelöst werden.
Die körperlichen Leistungen steigen rasant, was aber den Körper auszehrt.
Löst sich das Problem nicht, indem man aktiv daran arbeitet oder eben anders, ist der Körper irgendwann am Ende all seiner Kräfte. Streng genommen könnte man hier auch von einem Burn-Out sprechen, auch, wenn gar keine sichtbaren Leistungen erbracht wurden.
Dies ist eine gefährliche Situation, denn man wird von außen immer weiter dazu angetrieben, diesen sympathikotonen Zustand beizubehalten, was auf kurz oder lang zu starken körperlichen und psychischen Problemen führen kann. In schlimmen Fällen sogar zum Tod.
Das „Problem“ löst sich jedoch, sobald der Druck verschwindet, weil die Außenstehenden sich mit der Situation abfinden, man einen anderen Ausweg findet (z.B. wenn genug Zeit vergangen ist, damit man volljährig ist und sich von diesen Personen distanzieren kann), wobei dieser Weg selten zum Tragen kommt, da man meist schon lange nicht mehr genug Kraft hat, sich selbst zu helfen, oder wenn das Problem sich dadurch löst, dass es einem selbst egal wird.

Besonders schlimm ist dies, wenn sich sehr viele Probleme gehäuft haben und die sympathikotone Phase schon sehr lange angehalten hat.
Denn sobald die Probleme „verschwinden“, verdrängt werden oder sonst wie beseitigt sind, kommt man in die vagotone Phase. Die Erholungsphase mit den beschriebenen Symptomen der Depression.
Man muss erkennen, dass diese Phase erst eintritt, nachdem die Probleme gelöst sind.
Der Übergang von der aktiven Phase in die Erholungsphase kann fließend sein oder schlagartig kommen.
Aber umso länger die aktive Phase ist, umso länger ist die Erholungsphase.
Und hier kommen wir zum Problem:
Außenstehende und wahrscheinlich sogar man selbst werten diese „Erholungsphase“ als negativ, da in dieser Phase die Leistungen einen Tiefpunkt erreichen.
Das führt dazu, dass man versucht, aus der erforderlichen Erholungsphase in die Sympathikotonie zu kommen.
Das schafft man in der Regel auch. Aber da der Körper sich nicht regenerieren konnte, schreitet die Auszehrung aller Kräfte an dieser Stelle fort.
Man erkennt keinen Leistungszuwachs, aber der Zustand verschlechtert sich zunehmend.
An dieser Stelle verfällt man dann in der Regel in eine Schleife, in der der Körper versucht, sich selbst zu regulieren aber die selbst erschaffenen Umstände das einfach nicht zulassen.
Somit wird sich der Zustand nie verbessern.
Noch verschlimmern tut er sich durch Medikamente.
Die meisten Antidepressiva wirken stark sympathikoton, was bedeutet, sie reißen einen schlagartig aus der Erholungsphase, was natürlich kaum positive Auswirkungen haben kann – jedenfalls nicht lange. Daher müssen die Mengen der eingenommenen Medikamente auch meist kontinuierlich erhöht werden. Man wird krank. Wird die Menge nicht erhöht, ist nach einiger Zeit kaum noch eine Wirkung wahrnembar. Nebenwirkungen von allerlei Medikamenten wie Verzerrung der Wahrnehmung lassen wir hier mal außen vor.
Am schlimmsten ist es, wenn diese Medikamente zwangszugeführt werden, da dies wieder ein neues, wirklich großes Problem darstellt, da man das Gefühl hat, nicht über seinen eigenen Körper bestimmen zu können und das führt zu einer noch größeren Verstärkung der künstlichen Sympathikotonie.
Setzt man dann die Medikamente selbst von einem Tag auf den anderen ab, kommt eine abrupte, große Wende in die Vagotonie.
Dies deutet man als erneute Verschlechterung des Zustands.
Und das ganze Spiel geht von vorne los.

Man muss außerdem bedenken: Steht man unter Medikamenteinfluss ist keine wirkliche Pro-aktive Entscheidung mehr möglich, da diese das Denken und die Wahrnehmung beeinflussen.

Zerschmetternd ist natürlich auch die Erkenntnis nach ewiger Depression, dass man selbst die einzige Person ist, die etwas dafür kann.
In der Regel ist man aber in dem Zeitraum, in dem die Probleme auftreten, leider noch nicht weit genug, um das zu erkennen…

Bewegungen im Kopf,
über die man sich nicht traut nach zu denken.
Ein Abwägen der Gedanken,
zurückstellen, abschieben, ignorieren.
Nicht wissen, was gut ist zu reden,
nicht reden können über sich selbst.
Lauten Illusionen nach jagen,
dröhnende Leere in der Seele.
Ein Spiel ohne Ende, tiefe Trauer.
Bewegungen im Kopf,
die Angst machen, nicht lenkbar,
und immer gegenwärtig.
Wie das Donnergeräusch in der Stille der Nacht.
Bewegungen im Kopf…

Worte fliegen durch den Raum
Sätze lösen sich auf, wie Rauchschwaden.
Geschichten zeigen ihr hässliches Gesicht
und die Angst grinst mich an.
Allein, mit meiner Wut und mit meiner Trauer,
hüllt das Leben mich in eine schwarze Wolke.
Allein der Schmerz gehört mir,
lügt mich nicht an und sagt mir,
das bin ich , das ist real , das spüre ich.
Schon lange sehe ich mich nicht mehr im Spiegel,
weit weg, wo das Leben ist,
den Weg dorthin, hab ich mit Dir, verloren.
Allein der Schmerz ist mir geblieben.
Meine Gefühle habe ich über den Tisch geworfen,
am anderem Ende des Tisches war niemand.