Als erstes die Frage: Wie entstehen Depressionen?
Dafür muss man aber überhaupt erst einmal begriffen haben, was Depressionen sind:
(Wikipedia) „Depressiv […] bezeichnet umgangssprachlich einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit.“
Man ist depressiv, wenn man sich niedergeschlagen fühlt, keine Kraft hat, sich leer fühlt, keine Lust mehr hat auf alles.
Wenn man nichts mehr sehen will, wenn man sich einfach die Decke über den Kopf ziehen will und nie wieder herauskommen möchte.
Wenn man dieses unendliche Gefühl der Leere empfindet.
Man ist ständig müde und fühlt sich zu Nichts im Stande.
Körperlich sind starke Gewichtsänderungen bzw. Gewichtsschwankungen, Schlaflosigkeit, Schmerzen und Appetitlosigkeit keine Seltenheit.
Um nun zu verstehen, wie es zu Depressionen kommt, müssen wir den menschlichen Körper verstehen.
Im Idealfall hat man zwei ausgeglichene Phasen: die Sympathikotonie (die aktive Phase) und die Vagotonie (die Erholungsphase).
In der Regel hält der Körper sich selbst im Gleichgewicht, dadurch entstehen die normalen Bedürfnisse nach Nahrung, Schlaf, usw.
Angenommen, ein normales, junges Mädchen vielleicht 16 Jahre alt, hat Probleme in der Schule.
Sie war krank und hat wichtigen Unterrichtsstoff verpasst. Ebenfalls hat sie es nicht geschafft, den Stoff nachzuarbeiten. (Meistens liegt das daran, dass man einfach keine Lust dazu hat, weil man die Wichtigkeit nicht sieht)
Sie schreibt schlechtere Noten, woraufhin alle auf sie einreden, wie wichtig die Schule und die Noten für ihr Leben und ihre Zukunft ist.
In dem Moment gerät der menschliche Körper in eine Art „Notzustand“.
Man fühlt sich in seiner Existenz bedroht, da man auf biologischer Ebene Furcht davor hat, keine überlebenswichtigen Substanzen zu sich nehmen zu können, kein zu Hause zu haben.
Umgehend wird die sympathikotone Phase aktiviert, denn das Problem muss so schnell wie möglich gelöst werden.
Die körperlichen Leistungen steigen rasant, was aber den Körper auszehrt.
Löst sich das Problem nicht, indem man aktiv daran arbeitet oder eben anders, ist der Körper irgendwann am Ende all seiner Kräfte. Streng genommen könnte man hier auch von einem Burn-Out sprechen, auch, wenn gar keine sichtbaren Leistungen erbracht wurden.
Dies ist eine gefährliche Situation, denn man wird von außen immer weiter dazu angetrieben, diesen sympathikotonen Zustand beizubehalten, was auf kurz oder lang zu starken körperlichen und psychischen Problemen führen kann. In schlimmen Fällen sogar zum Tod.
Das „Problem“ löst sich jedoch, sobald der Druck verschwindet, weil die Außenstehenden sich mit der Situation abfinden, man einen anderen Ausweg findet (z.B. wenn genug Zeit vergangen ist, damit man volljährig ist und sich von diesen Personen distanzieren kann), wobei dieser Weg selten zum Tragen kommt, da man meist schon lange nicht mehr genug Kraft hat, sich selbst zu helfen, oder wenn das Problem sich dadurch löst, dass es einem selbst egal wird.
Besonders schlimm ist dies, wenn sich sehr viele Probleme gehäuft haben und die sympathikotone Phase schon sehr lange angehalten hat.
Denn sobald die Probleme „verschwinden“, verdrängt werden oder sonst wie beseitigt sind, kommt man in die vagotone Phase. Die Erholungsphase mit den beschriebenen Symptomen der Depression.
Man muss erkennen, dass diese Phase erst eintritt, nachdem die Probleme gelöst sind.
Der Übergang von der aktiven Phase in die Erholungsphase kann fließend sein oder schlagartig kommen.
Aber umso länger die aktive Phase ist, umso länger ist die Erholungsphase.
Und hier kommen wir zum Problem:
Außenstehende und wahrscheinlich sogar man selbst werten diese „Erholungsphase“ als negativ, da in dieser Phase die Leistungen einen Tiefpunkt erreichen.
Das führt dazu, dass man versucht, aus der erforderlichen Erholungsphase in die Sympathikotonie zu kommen.
Das schafft man in der Regel auch. Aber da der Körper sich nicht regenerieren konnte, schreitet die Auszehrung aller Kräfte an dieser Stelle fort.
Man erkennt keinen Leistungszuwachs, aber der Zustand verschlechtert sich zunehmend.
An dieser Stelle verfällt man dann in der Regel in eine Schleife, in der der Körper versucht, sich selbst zu regulieren aber die selbst erschaffenen Umstände das einfach nicht zulassen.
Somit wird sich der Zustand nie verbessern.
Noch verschlimmern tut er sich durch Medikamente.
Die meisten Antidepressiva wirken stark sympathikoton, was bedeutet, sie reißen einen schlagartig aus der Erholungsphase, was natürlich kaum positive Auswirkungen haben kann – jedenfalls nicht lange. Daher müssen die Mengen der eingenommenen Medikamente auch meist kontinuierlich erhöht werden. Man wird krank. Wird die Menge nicht erhöht, ist nach einiger Zeit kaum noch eine Wirkung wahrnembar. Nebenwirkungen von allerlei Medikamenten wie Verzerrung der Wahrnehmung lassen wir hier mal außen vor.
Am schlimmsten ist es, wenn diese Medikamente zwangszugeführt werden, da dies wieder ein neues, wirklich großes Problem darstellt, da man das Gefühl hat, nicht über seinen eigenen Körper bestimmen zu können und das führt zu einer noch größeren Verstärkung der künstlichen Sympathikotonie.
Setzt man dann die Medikamente selbst von einem Tag auf den anderen ab, kommt eine abrupte, große Wende in die Vagotonie.
Dies deutet man als erneute Verschlechterung des Zustands.
Und das ganze Spiel geht von vorne los.
Man muss außerdem bedenken: Steht man unter Medikamenteinfluss ist keine wirkliche Pro-aktive Entscheidung mehr möglich, da diese das Denken und die Wahrnehmung beeinflussen.
Zerschmetternd ist natürlich auch die Erkenntnis nach ewiger Depression, dass man selbst die einzige Person ist, die etwas dafür kann.
In der Regel ist man aber in dem Zeitraum, in dem die Probleme auftreten, leider noch nicht weit genug, um das zu erkennen…