Schneidende Kälte empfängt mich beim Betreten meiner Wohnung.
Nicht diese Art von Kälte, die man verspürt, wenn sich die eigene Körpertemperatur der kühleren Umgebungstemperatur anpasst, sondern die Kälte der Einsamkeit.
Endlich zu Hause.
Zu Hause – nicht mein Eigentum. Eine halbwegs anständig eingerichtete Wohnung, nicht gehoben, nicht proletarisch. Bin ich hier zu Hause? Ich wäre lieber wo anders, aber weiß nicht wohin. Daher bleibe ich einfach hier.
Nachdem ich meinen Mantel aufgehängt habe, manifestiert sich ein leicht unangenehmer, aber nicht allzu penetranter Geruch in meiner Nase, der sich längst langsam angeschlichen hatte.
Mein Blick fällt auf das ungewaschene Geschirr, das schon seit über einer Woche an der Spüle steht.
Ich mache einen Schritt darauf zu, halte kurz inne und gehe vorüber.
Ein kurzer Blick in den Kühlschrank. Nicht leer, aber doch nichts, was mich interessiert.
Niemand hier. Für einen kurzen Moment bin ich überrascht – als müsse hier eigentlich jemand auf mich warten. Eine Frau, ein Kind, ein Haustier. Irgendetwas, irgendjemand.
Noch deutlicher spüre ich die innerliche Kälte, die gar zärtlich zerfleischt.
Ich sitze an meinem Schreibtisch. Eigentlich geht es mir doch gut. Ich habe meine Ruhe, habe ein Dach über dem Kopf, Strom, Wasser, genug zu Essen, genug Geld.
Ich kann diese Zufriedenheit nicht ertragen. Dieses Normalsein.
Der Drang etwas intensives zu verspüren, das meine äußere, trostlose Fassade durchdringt und mein tiefstes Inneres mit etwas erfüllt, überkommt mich.
Ob dies Schmerz, Lust, Freude oder Trauer ist, ist mir fast gleich.
Ein kurzes Gefühl von Zorn überkommt mich. Zorn auf alles und jeden, aber hauptsächlich auf mich. Zorn über meine eigene Unzufriedenheit, über all die Menschen, die nicht verstehen. Das Gefühl erfüllt mich gänzlich und geht in Hilflosigkeit über. Ich schiebe dieses Gefühl beiseite und Nüchternheit überkommt mich.
Leicht lethargisch, fast schon apathisch lege ich mich auf mein Bett.
Mein Bett. Einer meiner liebsten Zufluchtsorte. Weich, still und gelassen, fast schon liebsam.
Ich greife zu einem leicht vergilbten Buch. Als ich es in der Hand halte, lasse ich wieder davon ab und lege es zur Seite. Das bringt doch alles nichts.
Die Dunkelheit umarmt mich liebevoll und zugleich erdrückend, als ich das Licht lösche und ich hoffe, dass mich diese Nacht weniger Gedanken quälen und vom Schlaf abhalten als sonst.
Der Schlaf, aus dem ich am liebsten nie mehr erwache.
Einsam und missverstanden
