Löcher in der Seele

Die Sonne ist mein Feind. Ich hasse es, wenn es hell und heiß ist.
Alle sind in einer Art Trance.
Sie müssen raus. Ins Schwimmbad, an den See,
in ein Straßencafé oder sonstwohin.
Ich hasse die fröhlichen Gesichter, die braungebrannten Schultern.
„Geh doch mal raus, du bist ja so blass“, immer die gleichen Sprüche.
Alles spielt sich nur noch draußen ab.
Jeder schwitzt, Mücken greifen an, sogar die dreckigen Fenster glotzen mich vorwurfsvoll an.

Ich mag den Regen, es beruhigt wenn die Tropfen ans Fenster prasseln.
Auf dem Sofa liegen, traurige Filme ansehen, Schokolade essen, weinen.
Mich verstecken können vor der Welt, vor den Menschen.
Wenn es regnet ist das leicht und niemand stellt doofe Fragen.
Der Pulli ist viel zu groß, aber er versteckt alles.
Er stammt aus meiner Kindheit, vielleicht vom Vater.
Wie so vieles ist er bei mir geblieben.

Ich sitze hier, sehe aus dem Fenster und weine mit dem Regen um die Wette.
Meine Seele hat Löcher und die Sonne würde durch die Löcher scheinen.
Aber das soll niemand sehen und deshalb liebe ich den Regen.

Kommentar verfassen