Irgendwer hat mein Herz kaputt gemacht,
vor langer Zeit, ich spüre noch heute den Schmerz, als ob es brennt.
Irgendjemand hat mir meine Seele geklaut,
man sagt sie ist irgendwo zwischen Kopf und Bauch.
Da ist nichts mehr, ich habe lange nach ihr gesucht.
Irgendwann ist mir meine Neugier abhanden gekommen,
mich interessiert nichts mehr.
Irgendwo habe ich meine Gefühle versteckt,
ich kann sie nicht mehr finden, nur der Schmerz ist immer bei mir.
Irgendwie sind mir meine Gedanken ganz fremd,
verschachtelt, verworren, verirrt.
Irgendwas fehlt in mir,
hohl und leer, ausgekratzt,
wie ein leeres Nutellaglas.
Irgendwer hat mein Herz kaputt gemacht,
kann ich nochmal von vorn anfangen? Bitte!

Wenn ich irgendetwas gedacht habe und es nicht ausspreche,
wo bleiben dann die Wörter oder Sätze?
Sind sie dann weg?
Wenn zwei sich streiten und der dritte freut sich,
wieso freut er sich und wer ist der dritte?
Wenn ich dich treffe und du mich nicht kennst,
warum sollten wir uns dann wieder treffen?
Es sei denn, es wäre Zufall.
Wenn jemand weint und nicht genug trinkt,
wird er dann zwangsläufig verdursten?
Wenn alles schwarz und weiß ist,
wieso lieben dann fast Alle die Farben?
Wenn Du, Ich wärest,
wärst du dann auch so wie ich?
Wenn alles immer schön wäre,
würden wir dann etwas vermissen?
Wenn Dummheit klug wäre und Klugheit dumm,
wer wäre dann der Kluge?
Wenn du alles beantworten könntest,
könntest du dann noch mit Anderen sprechen?

Eine Träne für jedes „lass mich in Ruh“, für jedes Augenrollen.
Zwei Tränen für jedes sich nicht melden, für jedes nicht gesprochene Wort.
Drei Tränen für die Uneinsichtigkeit, für nicht eingehaltene Versprechen.
Vier Tränen für vergessene Dates, für nicht erhaltene Blumen.
Fünf Tränen für den flüchtigen Besuch, für das „ich habe keine Zeit für dich“.
Sechs Tränen für „das verstehst du nicht“, für die versehentlichen Verletzungen.
Sieben Tränen für das Älterwerden, für den Fortschritt den man nicht mehr versteht.
Acht Tränen für die Ignoranz, für die Unmenschlichkeit.
Neun Tränen für die Vergangenheit, für die Dinge, die uns belasten.
Zehn Tränen für mein immer positives Denken,
Tausend Tränen für die Menschheit.

Für meinen geliebten Sohn

Eine gemütliche Zeit, mit Eis und Schnee.
Alles sieht sauber und glänzend aus.
Kerzen stehen auf den Tischen,
Lichter erstrahlen in den Fenstern.
Siehst du wie schön diese kalte, dunkle Zeit ist?
Gehst du auf den Weihnachtsmarkt?
Riechst du die Gewürze an den Ständen?
Freust du dich über die glänzenden Dinge, die überall herum stehen?
Mach die Augen auf und dein Herz.
Freu dich mal wieder wie ein kleines Kind.
Strahl mit den Lichtern und sing ein Lied.
Ein Lied was nur du kennst, deine Melodie.
Jeder hat so ein Lied und wenn du tief in dich hinein horchst, kannst auch du die Melodie hören.
Es ist eine schöne Zeit.
Und wenn es in dir zu dunkel ist, zünd eine Kerze an und sing dein Lied.

Ich sitz im Kettenkarussell,
ich fliege hoch
ich fliege schnell.
Jetzt möcht ich schrein,
ich tu es nicht,
du lässt mich wieder mal im Stich.

Die Angst sitzt ständig neben mir,
sie grinst mich an,
malt schwarze Kreise aufs Papier.
Für was, für wen?
Warum, wieso? Soll ich durch Finsternisse gehen?

Hast du es geahnt? Trägt irgendjemand die Schuld?
Fragen, die sich wahrscheinlich nur die Eltern stellen werden, wenn sie bemerken das etwas nicht stimmt. Das ihr Sohn oder ihre Tochter nicht so ist wie die anderen.
Es sind nicht immer nur die misshandelten oder gequälten Seelen. Es ist nicht der Fehler der Gesellschaft, der Umstand in dem man aufwächst oder die Unwissenheit der Beteiligten.
Ganz oft wird Angst mit Trauer verwechselt oder Andersartigkeit mit Gleichgültigkeit.
Viele verstehen nicht, das es auch im Innern eines Menschen weinen kann.
Keine Tränen, die man sieht, keine Schmerzen die man lokalisieren kann.
Eine Magersucht muss nicht aus einem Schönheitsideal entspringen, sie ist auch oft ein Zeichen für Lieblosigkeit, Angst und Wut.
Aber woher kommen diese Gefühle? Sind die Eltern oft weg oder ungerecht?
Bekommt man nicht genug Zuwendung, wird vielleicht sogar ignoriert oder gedemütigt?
Nichts von all den vielen Gründen entschuldigt es, sich selbst zu zerstören.
Jeder hat die Wahl!
Jeder kann selbst entscheiden, was er sich an tut oder nicht.
Keiner hat das Recht anderen die Schuld zu geben für den Verlauf seines Lebens.
Niemand bleibt für immer der selbe Mensch.
Auch du wirst dich eines Tages verändern, vielleicht wenn eine kleine Hand sich in deine schiebt.
Plötzlich hast du die Verantwortung für ein kleines Leben.
Macht es dir später Vorwürfe?
Bist du dann Schuld, wenn die Seele weint?
Wer ist wirklich schuld?

Eines Tages wirst du diesem stechenden Blick in deinem Nacken nicht mehr entfliehen können.
Du wirst deine Sünden wie einen Schauer deinen Rücken langsam herunterkriechen spüren und irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem du all deine Missetaten anerkennen musst.
Dann wird dein verdorbenes Herz zerschmettert, welches du so lange mit deinen feigen Ausreden und Lügen, die du dir selbst erzählt hast, beschützt hast.
Und aus den Scherben deiner gebrochenen Seele wird dein wahres Ich erwachen.

Wichtiger Hinweis: der folgende Text ist reine Fiktion und beruht nicht auf der Realität

Und trotz dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er das Gefühl, er könne direkt in sein Herz sehen. Er spürte den Schmerz so präsent wie nie zuvor. Nicht nur seinen eigenen Schmerz, sondern den Schmerz aller. Als ein dunkler Schleier sich um ihn legte, fühlte er etwas wie Verständnis. Und etwas, was sich anfühlte wie Geborgenheit. Zumindest glaubte er, dass sich Verständnis und Geborgenheit so anfühlen, denn wie sich so etwas anfühlt, hatte er längst vergessen. Und während diese warmen Hände der Geborgenheit und der Zustimmung auf seinen Schultern ruhte und der düstere Schleier sich um ihn legte, begann er etwas zu schreiben, von dem er glaubte, dies schon viel eher getan haben zu müssen: 

„Herzliche Grüße an alle meine Mitmenschen,
ganz besonders an die Person, die diesen Brief irgendwann findet.
Es kommt einmal der Tag, an dem man erkennt, dass die Welt sich auch ohne einen dreht.
Der Tag, an dem man schmerzhaft daran erinnert wird, dass Herzschmerz sich auch als physisches Phänomen der gleichen Ursache ausdrücken kann.
Es gibt Wunden, die nicht geheilt und nicht vergessen werden können.
Wir sind, wer wir sind – bis zu dem Tag, an dem wir sterben – oder bis zu jenem, an dem uns die Kraft fehlt, weiter zu machen.
All diese Gefühle und Gedanken lassen mich nicht los, solange noch Luft diese Lunge füllt.
Mein Tag ist gekommen. Doch trauert nicht um mich, denn euer Tag liegt noch in der Zukunft. Was wird sich ohne mich schon verändern? Vermutlich nur wenig.
Ich spiele keine besondere Rolle in der Geschichte der Menschheit, nicht der Gesellschaft. Ich gehörte nie dazu und das wollte ich auch gar nicht. Ich wollte etwas verändern, weil ich im tiefen Inneren spüre, dass so vieles falsch läuft ist.
Ich befürchte, dass ich damit lange gegen den Strom geschwommen bin und ich weigere mich wehement einzusehen, dass meine Ansicht vielleicht falsch sein könnte.
Ich bin verbittert, ja. Und ich habe sehr, sehr lange versucht, den Frieden mit mir und dieser Welt zu finden. Aber es gibt keinen Frieden auf dieser Welt. Ungerechtigkeit und Chaos herrschen hier. Ich habe lange genug versucht, meinen Missmut zu äußern und andere Menschen zu bewegen.
Ohne Erfolg, wie es mir scheint. An all diesen Umständen, die für meine innere Unruhe und Unzufriedenheit sorgen, vermag ich nichts zu ändern, aber ich kann auch nicht mehr damit leben. Daher sehe ich keinen anderen Weg.
Ich entschuldige mich hierfür. Nicht, weil es mir leid tut, sondern weil es meine Höflichkeit so verlangt und ich denen Schmerzen bereite, denen ich etwas bedeutet habe.
Lasst mich bitte gehen. Meinetwillen.
Diese Welt dreht sich weiter. Ab heute ohne mich.“

Schneidende Kälte empfängt mich beim Betreten meiner Wohnung.
Nicht diese Art von Kälte, die man verspürt, wenn sich die eigene Körpertemperatur der kühleren Umgebungstemperatur anpasst, sondern die Kälte der Einsamkeit.
Endlich zu Hause.
Zu Hause – nicht mein Eigentum. Eine halbwegs anständig eingerichtete Wohnung, nicht gehoben, nicht proletarisch. Bin ich hier zu Hause? Ich wäre lieber wo anders, aber weiß nicht wohin. Daher bleibe ich einfach hier.
Nachdem ich meinen Mantel aufgehängt habe, manifestiert sich ein leicht unangenehmer, aber nicht allzu penetranter Geruch in meiner Nase, der sich längst langsam angeschlichen hatte.
Mein Blick fällt auf das ungewaschene Geschirr, das schon seit über einer Woche an der Spüle steht.
Ich mache einen Schritt darauf zu, halte kurz inne und gehe vorüber.
Ein kurzer Blick in den Kühlschrank. Nicht leer, aber doch nichts, was mich interessiert.
Niemand hier. Für einen kurzen Moment bin ich überrascht – als müsse hier eigentlich jemand auf mich warten. Eine Frau, ein Kind, ein Haustier. Irgendetwas, irgendjemand.
Noch deutlicher spüre ich die innerliche Kälte, die gar zärtlich zerfleischt.
Ich sitze an meinem Schreibtisch. Eigentlich geht es mir doch gut. Ich habe meine Ruhe, habe ein Dach über dem Kopf, Strom, Wasser, genug zu Essen, genug Geld.
Ich kann diese Zufriedenheit nicht ertragen. Dieses Normalsein.
Der Drang etwas intensives zu verspüren, das meine äußere, trostlose Fassade durchdringt und mein tiefstes Inneres mit etwas erfüllt, überkommt mich.
Ob dies Schmerz, Lust, Freude oder Trauer ist, ist mir fast gleich.
Ein kurzes Gefühl von Zorn überkommt mich. Zorn auf alles und jeden, aber hauptsächlich auf mich. Zorn über meine eigene Unzufriedenheit, über all die Menschen, die nicht verstehen. Das Gefühl erfüllt mich gänzlich und geht in Hilflosigkeit über. Ich schiebe dieses Gefühl beiseite und Nüchternheit überkommt mich.
Leicht lethargisch, fast schon apathisch lege ich mich auf mein Bett.
Mein Bett. Einer meiner liebsten Zufluchtsorte. Weich, still und gelassen, fast schon liebsam.
Ich greife zu einem leicht vergilbten Buch. Als ich es in der Hand halte, lasse ich wieder davon ab und lege es zur Seite. Das bringt doch alles nichts.
Die Dunkelheit umarmt mich liebevoll und zugleich erdrückend, als ich das Licht lösche und ich hoffe, dass mich diese Nacht weniger Gedanken quälen und vom Schlaf abhalten als sonst.
Der Schlaf, aus dem ich am liebsten nie mehr erwache.