Es wird der Tag kommen, an dem ich zerbreche,
der Tag, an dem ich jede Hoffnung fahren lasse,
der Tag, an welchem ich meine Augen, die des Lebens müde sind, für immer schließen möchte,
der Tag, an jenem der Schmerz und die Pein so groß werden, dass mein Herz zerspringt.
Ich bin, wer ich bin – bis zu jenem Tag, an dem ich sterbe oder mich die Kraft verlässt, weiter zu machen.

Doch heute ist dieser Tag noch nicht gekommen.
Ich stehe auf und gehe meinen Weg. Unklar darüber was kommt, aber wohlwissend, wie das Ende aussieht.

Tätowiert, gepierct, gebrandet.
Gelackt, gelocht, getunnelt.
Kostümiert, silikoniert, blondiert.

Geritzt, geschlagen, gemobbt.
Ausgelacht, schlecht gemacht, gemieden.

Zu dick, zu dünn, zu doof, zu schlau…..

Sind wir nicht Alle ein bisschen Borderline?

Jedes Mal denke ich: „Ich habe es endlich geschafft.“
Aber ich bin noch weiter von meinem Ziel entfernt als je zuvor.
Wieder sitze ich hier und starre auf den leeren Monitor.
Der Boden der Flasche mein einziger Freund –
und als ich die Augen schließe und das Ticken der Uhr höre, spüre ich, wie alles an mir vorbeizieht.

Was zum Teufel tu ich hier?
Keine Zeit mehr Fragen zu stellen.
Die Suche nach der Antwort längst aufgegeben.

Wieder ein Tag vorbei,
wieder nichts geschafft.
Wieder nichts gemacht.

Morgen ist wieder ein neuer Tag.
Und Stunden liege ich im Bett und frage mich:
„Denkst du auch so viel an mich wie ich an dich?“
Dann quäle ich mich in den Schlaf – durch all diese Träume.
Wohlwissend – sobald ich aufwache, kämpfe ich weiter mit dem Albtraum, der längst meine Realität geworden ist.

Mit Wut und Hass,
mit ausgefahrenen Krallen schreite ich durch das Leben.
Immer habe ich damit mein Ziel erreicht.
Willkürlich zermalme ich alles, was mir in den Weg kommt..

Rache auf alles und jeden brennt lichterloh.
Wie einen Mantel trage ich die Flammen.
Das Feuer verschlingt alles,
erhellt die Dunkelheit.

Nur die Glut glimmt noch in der ewigen Nacht.
Die letzten Funken, an denen ich versuche mich zu wärmen, verglimmen.
Es wird kalt –
Schatten und Finsternis strecken Ihre Finger nach mir aus.

Alles was übrig ist, bin ich.
Allein. Einsam. Verbittert.

Wer bin ich?

Oh, Seelenschmerz, du bittersüsse Sinfonie
im düsterem Nichts, im gestern und im Jetzt
vertrieben, nein vertrieben
wurdest du nie.
Du solltest ehren deine Mutter,
deinen Vater auch,
so wär es richtig,
so wär es Brauch.

Oh, Seelenschmerz konnt dich nie fassen
ein Schnitt, ein Riss, ein Rinnsal Blut
ich wollt dich hassen,
nur das tat gut.

Nun fließen schwarze Tränen
aus hohlen Augen immerfort
muss mich des Denkens schämen
wünsch mich für immer
an einen toten Ort.

Gedanken haben viel Zeit
Zeit zu wachsen und einen zu überwältigen
Gefühle haben viel Macht
Macht über unser Handeln, über unser Leben
Ängste haben einen langen Atem
Nur ein kleiner Hauch schmeißt uns um
Trauer hüllt uns in schwarzes Nichts
Ein Nichts ohne Rückkehr
Dunkelheit lullt uns ein
weich und Watte-warm
Der Schmerz ist wohlig
wie eine Decke
Gedanken sind wie Worte
Worte die zu einer Geschichte werden
aber nur wenn man zuvor Sätze gelebt hat.

Ich weiß noch genau, wie es begann.
Ich hatte mich geschminkt, meine neuen Klamotten angezogen, hatte schon die Türklinke in der Hand und dann ist es wieder passiert.
Unfähig mich zu bewegen, ich bekam einfach keine Luft mehr.
Ich zitterte so stark, das mir der Schlüssel aus der Hand auf den Boden fiel.
Der Schweiß lief mir am Hals runter, ich konnte nicht mehr klar denken.
Ein halbes Jahr habe ich mich in der Psychiatrie darauf vorbereitet.
Die Tabletten habe ich immer genommen, bin zu den Sitzungen gegangen, habe mich geöffnet, habe geübt und mich begleiten lassen.
Jetzt sitze ich hier, in meinem Hausflur und kann nicht rausgehen, kann nicht leben.
Ich höre den Regen.
Ich höre den Regen in meiner Seele.
In meinem Leben regnet es ohne Ende.

Erschütternde Nachrichten überfluten uns Tag für Tag durch unzählige Medien.
Bulgaren, die in Abrisshäusern wohnen müssen, weil sie das bisschen Geld, was sie hier durch Flaschensammeln verdienen, nach Hause schicken.
Junge Menschen schließen sich so genannten „Freiheitskämpfern“ an, um für den Glauben oder sonst was andere abzuschlachten.
Epidemien kriechen langsam über unsere Erde – naja, die haben das schon im Griff! Oder?

Vor gefühlten hundert Jahren gab es viele dieser Nachrichten nicht. Oder hat sie nur niemand erzählt und verbreitet?
Wo sind die jungen Leute, die gerne feiern oder die das Leben einigermaßen erträglich finden?

Und übrigens, wenn ich in einem anderen Land wohne und mein verdientes Geld woanders hinschicke, ich glaube, dann muss ich auch unter der Brücke wohnen. Aber vielleicht lerne ich dann auch schneller die Landessprache so unter den einheimischen armen Leuten.
Wo sind die jungen Menschen, die noch gerne leben?

Ich glaube, ich werde langsam alt.

Geht das Licht wirklich aus, wenn wir den Kühlschrank oder die Gefriertruhe zu machen?
Oder stecken die Hersteller der Geräte mit den großen Stromkonzernen unter einer Decke?
Ist vielleicht nur deshalb meine Stromrechnung so hoch, weil die Lämpchen einfach weiterbrennen?
Stimmt es, dass Öko-Strom teurer ist, als der altbekannte Strom?
Wer wird dadurch reich?
Wir, die Konzerne oder Alle, weil wir durch „Ökostrom“ die Umwelt schützen?
Kann mir vielleicht irgendwer mal richtig erklären, warum unsere Umwelt trotzdem schon so kaputt ist?
Frage ich zu viel?

Womit hat es bloß angefangen?
Mit einer harmlosen dahingeworfenen Frage?
Eine Frage, wie etwa: „Hast Du zugenommen?“ oder „Bist du vielleicht schwanger?“
Oder mit der Verkäuferin, die nach der Größe fragt: „L oder doch lieber XL?“
Der Blick in den Spiegel wird skeptischer, die Silhouette stimmt nicht mehr, die eigene Wohnung wird zum Gefängnis.
Hauptsache die Toilette ist in der Nähe und die Apotheke für die vielen Abführmittel und Fatburnertabletten.
Seit vielen Jahren geht das jetzt so. Heruntergehungert auf 35 Kilo. Unzählige Therapien, Zwangsernährung und Klinikaufenthalte.
Der Spiegel als Feind, der mir mit einer hämischen Fratze das Wort „FETT!“ entgegenschleudert.
Die Zähne sind mir schon vor Jahren ausgefallen und ich trage eine eher hässliche Perücke. Passende Kleidung gibt es für mich nicht mehr. Freunde habe ich nicht.
Womit hat das bloß angefangen? Das Hungern, das Hungern nach Leben?
Ich lebe schon lange nicht mehr – meine Seele hat alles aufgefressen, was mich mal ausmachte.
Eine Frage noch: „XS oder Zero?“