Hast du es geahnt? Trägt irgendjemand die Schuld?
Fragen, die sich wahrscheinlich nur die Eltern stellen werden, wenn sie bemerken das etwas nicht stimmt. Das ihr Sohn oder ihre Tochter nicht so ist wie die anderen.
Es sind nicht immer nur die misshandelten oder gequälten Seelen. Es ist nicht der Fehler der Gesellschaft, der Umstand in dem man aufwächst oder die Unwissenheit der Beteiligten.
Ganz oft wird Angst mit Trauer verwechselt oder Andersartigkeit mit Gleichgültigkeit.
Viele verstehen nicht, das es auch im Innern eines Menschen weinen kann.
Keine Tränen, die man sieht, keine Schmerzen die man lokalisieren kann.
Eine Magersucht muss nicht aus einem Schönheitsideal entspringen, sie ist auch oft ein Zeichen für Lieblosigkeit, Angst und Wut.
Aber woher kommen diese Gefühle? Sind die Eltern oft weg oder ungerecht?
Bekommt man nicht genug Zuwendung, wird vielleicht sogar ignoriert oder gedemütigt?
Nichts von all den vielen Gründen entschuldigt es, sich selbst zu zerstören.
Jeder hat die Wahl!
Jeder kann selbst entscheiden, was er sich an tut oder nicht.
Keiner hat das Recht anderen die Schuld zu geben für den Verlauf seines Lebens.
Niemand bleibt für immer der selbe Mensch.
Auch du wirst dich eines Tages verändern, vielleicht wenn eine kleine Hand sich in deine schiebt.
Plötzlich hast du die Verantwortung für ein kleines Leben.
Macht es dir später Vorwürfe?
Bist du dann Schuld, wenn die Seele weint?
Wer ist wirklich schuld?

Eines Tages wirst du diesem stechenden Blick in deinem Nacken nicht mehr entfliehen können.
Du wirst deine Sünden wie einen Schauer deinen Rücken langsam herunterkriechen spüren und irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem du all deine Missetaten anerkennen musst.
Dann wird dein verdorbenes Herz zerschmettert, welches du so lange mit deinen feigen Ausreden und Lügen, die du dir selbst erzählt hast, beschützt hast.
Und aus den Scherben deiner gebrochenen Seele wird dein wahres Ich erwachen.

Wichtiger Hinweis: der folgende Text ist reine Fiktion und beruht nicht auf der Realität

Und trotz dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er das Gefühl, er könne direkt in sein Herz sehen. Er spürte den Schmerz so präsent wie nie zuvor. Nicht nur seinen eigenen Schmerz, sondern den Schmerz aller. Als ein dunkler Schleier sich um ihn legte, fühlte er etwas wie Verständnis. Und etwas, was sich anfühlte wie Geborgenheit. Zumindest glaubte er, dass sich Verständnis und Geborgenheit so anfühlen, denn wie sich so etwas anfühlt, hatte er längst vergessen. Und während diese warmen Hände der Geborgenheit und der Zustimmung auf seinen Schultern ruhte und der düstere Schleier sich um ihn legte, begann er etwas zu schreiben, von dem er glaubte, dies schon viel eher getan haben zu müssen: 

„Herzliche Grüße an alle meine Mitmenschen,
ganz besonders an die Person, die diesen Brief irgendwann findet.
Es kommt einmal der Tag, an dem man erkennt, dass die Welt sich auch ohne einen dreht.
Der Tag, an dem man schmerzhaft daran erinnert wird, dass Herzschmerz sich auch als physisches Phänomen der gleichen Ursache ausdrücken kann.
Es gibt Wunden, die nicht geheilt und nicht vergessen werden können.
Wir sind, wer wir sind – bis zu dem Tag, an dem wir sterben – oder bis zu jenem, an dem uns die Kraft fehlt, weiter zu machen.
All diese Gefühle und Gedanken lassen mich nicht los, solange noch Luft diese Lunge füllt.
Mein Tag ist gekommen. Doch trauert nicht um mich, denn euer Tag liegt noch in der Zukunft. Was wird sich ohne mich schon verändern? Vermutlich nur wenig.
Ich spiele keine besondere Rolle in der Geschichte der Menschheit, nicht der Gesellschaft. Ich gehörte nie dazu und das wollte ich auch gar nicht. Ich wollte etwas verändern, weil ich im tiefen Inneren spüre, dass so vieles falsch läuft ist.
Ich befürchte, dass ich damit lange gegen den Strom geschwommen bin und ich weigere mich wehement einzusehen, dass meine Ansicht vielleicht falsch sein könnte.
Ich bin verbittert, ja. Und ich habe sehr, sehr lange versucht, den Frieden mit mir und dieser Welt zu finden. Aber es gibt keinen Frieden auf dieser Welt. Ungerechtigkeit und Chaos herrschen hier. Ich habe lange genug versucht, meinen Missmut zu äußern und andere Menschen zu bewegen.
Ohne Erfolg, wie es mir scheint. An all diesen Umständen, die für meine innere Unruhe und Unzufriedenheit sorgen, vermag ich nichts zu ändern, aber ich kann auch nicht mehr damit leben. Daher sehe ich keinen anderen Weg.
Ich entschuldige mich hierfür. Nicht, weil es mir leid tut, sondern weil es meine Höflichkeit so verlangt und ich denen Schmerzen bereite, denen ich etwas bedeutet habe.
Lasst mich bitte gehen. Meinetwillen.
Diese Welt dreht sich weiter. Ab heute ohne mich.“

Schneidende Kälte empfängt mich beim Betreten meiner Wohnung.
Nicht diese Art von Kälte, die man verspürt, wenn sich die eigene Körpertemperatur der kühleren Umgebungstemperatur anpasst, sondern die Kälte der Einsamkeit.
Endlich zu Hause.
Zu Hause – nicht mein Eigentum. Eine halbwegs anständig eingerichtete Wohnung, nicht gehoben, nicht proletarisch. Bin ich hier zu Hause? Ich wäre lieber wo anders, aber weiß nicht wohin. Daher bleibe ich einfach hier.
Nachdem ich meinen Mantel aufgehängt habe, manifestiert sich ein leicht unangenehmer, aber nicht allzu penetranter Geruch in meiner Nase, der sich längst langsam angeschlichen hatte.
Mein Blick fällt auf das ungewaschene Geschirr, das schon seit über einer Woche an der Spüle steht.
Ich mache einen Schritt darauf zu, halte kurz inne und gehe vorüber.
Ein kurzer Blick in den Kühlschrank. Nicht leer, aber doch nichts, was mich interessiert.
Niemand hier. Für einen kurzen Moment bin ich überrascht – als müsse hier eigentlich jemand auf mich warten. Eine Frau, ein Kind, ein Haustier. Irgendetwas, irgendjemand.
Noch deutlicher spüre ich die innerliche Kälte, die gar zärtlich zerfleischt.
Ich sitze an meinem Schreibtisch. Eigentlich geht es mir doch gut. Ich habe meine Ruhe, habe ein Dach über dem Kopf, Strom, Wasser, genug zu Essen, genug Geld.
Ich kann diese Zufriedenheit nicht ertragen. Dieses Normalsein.
Der Drang etwas intensives zu verspüren, das meine äußere, trostlose Fassade durchdringt und mein tiefstes Inneres mit etwas erfüllt, überkommt mich.
Ob dies Schmerz, Lust, Freude oder Trauer ist, ist mir fast gleich.
Ein kurzes Gefühl von Zorn überkommt mich. Zorn auf alles und jeden, aber hauptsächlich auf mich. Zorn über meine eigene Unzufriedenheit, über all die Menschen, die nicht verstehen. Das Gefühl erfüllt mich gänzlich und geht in Hilflosigkeit über. Ich schiebe dieses Gefühl beiseite und Nüchternheit überkommt mich.
Leicht lethargisch, fast schon apathisch lege ich mich auf mein Bett.
Mein Bett. Einer meiner liebsten Zufluchtsorte. Weich, still und gelassen, fast schon liebsam.
Ich greife zu einem leicht vergilbten Buch. Als ich es in der Hand halte, lasse ich wieder davon ab und lege es zur Seite. Das bringt doch alles nichts.
Die Dunkelheit umarmt mich liebevoll und zugleich erdrückend, als ich das Licht lösche und ich hoffe, dass mich diese Nacht weniger Gedanken quälen und vom Schlaf abhalten als sonst.
Der Schlaf, aus dem ich am liebsten nie mehr erwache.

Es wird der Tag kommen, an dem ich zerbreche,
der Tag, an dem ich jede Hoffnung fahren lasse,
der Tag, an welchem ich meine Augen, die des Lebens müde sind, für immer schließen möchte,
der Tag, an jenem der Schmerz und die Pein so groß werden, dass mein Herz zerspringt.
Ich bin, wer ich bin – bis zu jenem Tag, an dem ich sterbe oder mich die Kraft verlässt, weiter zu machen.

Doch heute ist dieser Tag noch nicht gekommen.
Ich stehe auf und gehe meinen Weg. Unklar darüber was kommt, aber wohlwissend, wie das Ende aussieht.

Tätowiert, gepierct, gebrandet.
Gelackt, gelocht, getunnelt.
Kostümiert, silikoniert, blondiert.

Geritzt, geschlagen, gemobbt.
Ausgelacht, schlecht gemacht, gemieden.

Zu dick, zu dünn, zu doof, zu schlau…..

Sind wir nicht Alle ein bisschen Borderline?

Jedes Mal denke ich: „Ich habe es endlich geschafft.“
Aber ich bin noch weiter von meinem Ziel entfernt als je zuvor.
Wieder sitze ich hier und starre auf den leeren Monitor.
Der Boden der Flasche mein einziger Freund –
und als ich die Augen schließe und das Ticken der Uhr höre, spüre ich, wie alles an mir vorbeizieht.

Was zum Teufel tu ich hier?
Keine Zeit mehr Fragen zu stellen.
Die Suche nach der Antwort längst aufgegeben.

Wieder ein Tag vorbei,
wieder nichts geschafft.
Wieder nichts gemacht.

Morgen ist wieder ein neuer Tag.
Und Stunden liege ich im Bett und frage mich:
„Denkst du auch so viel an mich wie ich an dich?“
Dann quäle ich mich in den Schlaf – durch all diese Träume.
Wohlwissend – sobald ich aufwache, kämpfe ich weiter mit dem Albtraum, der längst meine Realität geworden ist.

Mit Wut und Hass,
mit ausgefahrenen Krallen schreite ich durch das Leben.
Immer habe ich damit mein Ziel erreicht.
Willkürlich zermalme ich alles, was mir in den Weg kommt..

Rache auf alles und jeden brennt lichterloh.
Wie einen Mantel trage ich die Flammen.
Das Feuer verschlingt alles,
erhellt die Dunkelheit.

Nur die Glut glimmt noch in der ewigen Nacht.
Die letzten Funken, an denen ich versuche mich zu wärmen, verglimmen.
Es wird kalt –
Schatten und Finsternis strecken Ihre Finger nach mir aus.

Alles was übrig ist, bin ich.
Allein. Einsam. Verbittert.

Wer bin ich?

Oh, Seelenschmerz, du bittersüsse Sinfonie
im düsterem Nichts, im gestern und im Jetzt
vertrieben, nein vertrieben
wurdest du nie.
Du solltest ehren deine Mutter,
deinen Vater auch,
so wär es richtig,
so wär es Brauch.

Oh, Seelenschmerz konnt dich nie fassen
ein Schnitt, ein Riss, ein Rinnsal Blut
ich wollt dich hassen,
nur das tat gut.

Nun fließen schwarze Tränen
aus hohlen Augen immerfort
muss mich des Denkens schämen
wünsch mich für immer
an einen toten Ort.

Gedanken haben viel Zeit
Zeit zu wachsen und einen zu überwältigen
Gefühle haben viel Macht
Macht über unser Handeln, über unser Leben
Ängste haben einen langen Atem
Nur ein kleiner Hauch schmeißt uns um
Trauer hüllt uns in schwarzes Nichts
Ein Nichts ohne Rückkehr
Dunkelheit lullt uns ein
weich und Watte-warm
Der Schmerz ist wohlig
wie eine Decke
Gedanken sind wie Worte
Worte die zu einer Geschichte werden
aber nur wenn man zuvor Sätze gelebt hat.